KERSTIN BRAUN

Laudatio

Die Jury des ersten hauserconsulting-Kunstpreises »ZEITSICHT« verleiht im Jahr 2002 den Preis an Kerstin Braun, geboren 1970 in Leonberg.

 

Kerstin Braun thematisiert in ihren Fotoarbeiten das Thema Zeit auf ebenso abstrakte wie fundamentale Weise. Zwei Landschaftsausschnitte, bei Mondlicht aufgenommen, zeigen eine kalte, menschenleere, gewissermaßen überzeitliche Szenerie. Felsbrocken, steinerne Hänge, ein glasklarer Himmel scheinen auf Unwandelbares, auf Ewigkeit hin und über die Vergänglichkeit menschlichen Lebens hinaus zu weisen. Stille und Einsamkeit – was diese Bilder ausstrahlen, suchen Menschen, wenn sie innehalten wollen, wenn sie Einkehr oder spirituelle Erfahrung suchen.

 

Doch da ist auch Bewegung: Bäume und Büsche wehen sanft im Windhauch; die an den Strand schlagenden Wellen scheinen durch die lange Belichtungszeit geradezu rasant durch das Bild zu wischen.

 

Der Gegensatz von Starre und Veränderung, von Statik und Dynamik entspricht dem subjektiven Zeit-Erleben im biografischen Ablauf – rhythmisch gestaltet sich das Leben in unterschiedlichen Tempi, mal rasend schnell, mal eher gemächlich, bisweilen scheint Stillstand einzutreten.

 

Der Frage »Was ist Zeit?« nähert sich die Künstlerin noch durch einen zweiten Gegensatz. In ihren Bildern steht die Natur als Objekt einer extremen Künstlichkeit der Betrachtung gegenüber. Was die Natur vorgibt, haben Menschen immer schon bearbeitet (so wie es auch die Fotografin tut), und auch diese Prozesse definieren Zeit.

 

Formal bestechen Kerstin Brauns Fotoarbeiten durch brillante Komposition und Lichtregie. Dass die Künstlerin mit einem stringenten Konzept arbeitet, zeigt die durchgängige Qualität beider vorliegenden Arbeiten.

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