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ANTONIO PAUCAR

REBECCA HORN

trifft Antonio Paucar

Für das Jahr 2011 wurde als Zeitsichtpreisträger Antonio Paucar ausgewählt.

 

Meine erste Begegnung mit ihm war während meiner Hochschultätigkeit. Gegen Ende jedes Semesters an der Universität der Künste in Berlin habe ich einen Performance Festival Abend organisiert. Die Studenten sollten ihre neuen Arbeiten einem kleinen Kreis der Öffentlichkeit präsentieren.

 

Antonio Paucar kam als Gast und wollte eine Performance zeigen. »Marcelihno« eine Hommage an Marcel Duchamp. Auf dem großen Rasen hatte er am Abend das Rad eines Fahrrades, wie die Ready-made Skulptur von Duchamp, montiert. Während der Performance löste er die Speichen aus diesem Rad, und vergrub sie in die Erde. Der mit Harz bestrichene Holzsockel wurde in Brand gesteckt, übrig blieb der Metallreifen. Er nahm diesen Metallring und balancierte ihn mit einem Holzstöckchen vorsichtig rollend über die Wiese. In der Bewegung dieses Rituals wurde ein neuer Raumkreis sichtbar. Die Duchamp’sche Skulptur wurde hier zum archaischen Ritual, und wurde so von Antonio Paucar zu einer erweiterten Raumskulptur transformiert. Dies war sehr beeindruckend.

 

Aufgewachsen ist Antonio Paucar in Huancayo im Zentralmassiv der Anden, in dem kleinen Dorf Aza. Sein Großvater Pedro Abilio Gonzales Flores, war ein bekannter Bildhauer dieser Gegend, und sein Werk widmete er religiösen und spirituellen Themen. Der Schutz und die frühen Lehrjahre seiner Kindheit bedeuten für Antonio Paucar eine tiefe Verwurzelung mit diesem peruanischen Lebensraum.

 

Durch die politische Krise in den 90iger Jahren in Peru gelang es der Familie, dem 22-jährigen Sohn, die Reise nach Europa zu ermöglichen. In Berlin fand er Freunde und dennoch blieb er ein Wanderer zwischen den Welten. Seine Reisen sind Pendel-Rhythmen zwischen den Anden und Europa.

 

In seinen Performances beschwört er seine Erfahrungen in Peru und initiiert diese Vulkanausbrüche jedes Mal neu. Sie schwingen bis zu Anden und kommen von dort als wehende Energien zurück.

 

Rebecca Horn, 1. August 2011

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