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ALEXANDER KNYCH

MARKUS LÜPERTZ

über Alexander Knych

Gespräch mit Professor Markus Lüpertz aus Anlass der zeitsicht-Preisverleihung an den Bildhauer Alexandr Knych.

 

Warum ist Alexandr Knych der ideale zeitsicht-Preisträger 2008?

Ich kenne Knych, seitdem er vor elf Jahren an die Kunstakademie Düsseldorf kam. Er wird eine herausragende Rolle als Bildhauer in Deutschland spielen, daher war mir klar, wen ich für den Kunstpreis vorschlagen würde. Technisch bleibt er in den Konventionen und im Material, thematisch setzt er sich mit überraschenden, ganz neuen Gegenständen auseinander. Alexandr Knych beherrscht dieses Spiel mit traditioneller Technik und moderner Auffassung von Inhalten großartig.

 

Auf welches seiner Werke trifft das besonders zu?

Ich will kein einzelnes Werk hervorheben. Die Lampe, der Ritter, alle seine Werke haben mich überzeugt. Die Figur des Ritters etwa entfaltet eine fast surreale Wirkung, weil sie hohl ist. Sie schreitet in eine ganz bestimmte, eigenartige Form der Unrealität, des Nicht-Richtigen hinein. Zum schönsten und erstaunlichsten in der Bildhauerei gehört, wie sie sich über ihre inhaltlichen Vorgaben und die Schwere des Materials emporschwingt. Diese eigentlich schwere Rüstung zeigt genau dies: Knych überwindet den Stein, er verlangt ihm Dinge ab, die hart an der Grenze des Möglichen sind. Das zeigt, wie er das Material beherrscht.

 

Wie eng ist Ihr Kontakt im Alltag?

Inzwischen arbeitet Alexandr Knych bei mir an großen Projekten mit, zum Beispiel an der Bonner Merkur-Statue. Denn er ist sensibel genug um mich zu begreifen. Ich will auf seine Hilfe nicht mehr verzichten, denn als Bildhauer bin ich viel eher Lernender als in der Malerei, die mein Metier ist.

 

Welche Perspektiven sehen Sie für Alexandr Knych?

Alexandr Knych wird zu den Großen gehören, da bin ich sicher. Aber das festzulegen überlassen wir späteren Jahrhunderten. Was mir von Anfang an gefallen hat, war sein Stil, der sehr eigen ist, aber das Metier nicht verlässt. Er stellt nicht einfach irgendetwas hin und sagt, das sei Kunst. Das Problem der Bildhauerei heute ist, dass oft nur noch Steine aufgestellt, Eimer umgedreht werden oder irgendwas an die Wand genagelt wird. Knych dagegen geht den schweren Weg, am Stein zu arbeiten, dabei eine eigene Unverwechselbarkeit zu finden und sich mit der Kunst aus Jahrtausenden zu messen.

 

Als Rektor der Kunstakademie Düsseldorf suchen Sie nach ernsthaftem Nachwuchs für die junge deutsche Kunst. Den Begriff „junge Kunst“ lehnen Sie aber ab.

Ein »Nachwuchs« in der Kunst ist schwer zu bestimmen. Es gibt keine junge deutsche Kunst, es gibt nur Kunst in Deutschland, die von alten ebenso wie von jungen Künstlern stammt. Mir ist es gleich, wie alt ein Künstler ist. An manche Leute, die Erfolg haben, glaube ich nicht, andere haben keinen Erfolg, an die glaube ich aber. Manche genießen Beachtung, andere weniger – aber das hat uns nicht zu interessieren. »Junge Kunst« wiederum ist ein Marketingbegriff für etwas, das angeblich günstig zu haben ist und später viel wert sein soll. Die Leute sind verrückt, wenn sie jetzt zwanzig, dreißig Millionen für ein Bild eines lebenden Künstlers zahlen. Das ist moderner Devotionalienhandel.

Nehmen Sie Damien Hirst mit seinem Haifisch; verfault der nach sechs, sieben Jahren, dann muss ein neuer in den Tank. Wenn der Künstler das dann nicht einmal mehr selber macht, wird die Sache irgendwann lächerlich. Ich verteufele diese Entwicklung nicht, jede Zeit hat ihre Währung, aber sie interessiert mich nicht. Die Zeit wird darüber hinweggehen.

 

Mehrere Ihrer Werke sind in den vergangenen Jahren beschädigt oder zerstört worden. Sind Sie zu provokant?

Michelangelo hat in Florenz seinen David hingestellt und drei Wochen später wurde ein Arm abgeschlagen. Unsere Kunst ist offenbar provokant. Aber Provokation ist nicht unsere Aufgabe. Wir Künstler machen immer das Beste, was wir können. Ich bin immer noch ehrlich enttäuscht, wenn die Leute nicht begeistert sind. Aber ich muss damit leben, nicht der Lieblingskünstler der Nation zu sein.

 

Verletzt es Sie, wenn das FAZ-Feuilleton wieder einmal über Sie herzieht?

Wenn sie mich zerrissen, weil ich unter meinen Möglichkeiten bliebe, dann nähme ich das ernst. Aber meistens geht es nur darum, dass ich ihrer Gesinnung nicht entspreche. Das ist Ideologie, dafür kann ich nichts, und daher stört es mich auch nicht so sehr. Mir kommt es auf die Kritik von anderen Künstlern an, die mir wichtig sind. Es gibt nur einen wirklichen Ruhm in der Welt, und das ist der Respekt der Kollegen. ZEITSICHT ist deshalb ein wertvoller Preis, denn er wird von Künstlern an Künstler verliehen. Die sauberste Form der Anerkennung kommt von den eigenen Konkurrenten.

 

Wer sind für Sie Konkurrenten?

Ich sehe mich zu jedem Künstler, der arbeitet, in Konkurrenz. Denn es geht immer um das gleiche Stückchen Ewigkeit.

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