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ELLEN GRONEMEYER

DANIEL RICHTER

Vita

Eigentlich hätte uns klar sein müssen, dass ein Künstlerstar wie Daniel Richter uns eine sehr eigenwillige Preisträgerin vorschlagen würde für den Zeitsicht-Kunstpreis 2009. Gemeinsam mit Jonathan Meese zählt er ja zu den bösen Buben der jüngeren Malergeneration: Hausbesetzungen in der Hamburger Hafenstrasse, Sozialhilfeempfänger, später Verlegenheitsstudium Kunst. Dann irgendwann der Umbruch. Malerei packt ihn, gibt ihm die Gelegenheit sich adäquat auszudrücken in seiner ganz eigenen, etwas paranoiden Bildersprache. Und er hat Erfolg, großen Erfolg sogar. Inzwischen werden für seine Bilder sechsstellige Summen bezahlt – wenn man denn überhaupt ein Bild bekommt. Sammler warten oft jahrelang, bis ihnen ein Bild von Daniel Richter zugeteilt wird.

Dennoch waren wir ziemlich überrascht von seiner Auswahl, der Berliner Malerin Ellen Gronemeyer. Kaum bekannt, aber bereits von einer renommierten Londoner Galerie vertreten. Kaum Ausstellungen in Deutschland, dafür aber in New York, Los Angeles und London. Im Internet finden wir eine Rezension aus der New York Times. Dann ihre Bilder, von denen wir ebenfalls ein paar im Internet finden: die Farben gedeckt, verschiedene Grautöne, etwas trist auf den ersten Blick. Die Motive, überwiegend Portraits, dagegen expressiv, manchmal schrill, sehr individuell und bei aller Verschrobenheit sympathisch.

 

Der erste persönliche Kontakt: eine junge Frau mit wachen, großen Augen und lebhafter Gestik; manchmal mit sehr schnellem Urteil, oft aber prüfend, fast wollte man sagen: lauschend. Ellen Gronemeyer ist ein Perfektionist an Stellen, an denen man es kaum vermutet. Die Motive werden oft schnell auf die Leinwand geworfen, zumindest wirken sie so. Die ganze Liebe und Sorgfalt dagegen scheint dem Hintergrund zu gelten: feinste Nuancen von grau, braun und rosé, dazwischen zartes türkis und weiches rot, alles ist hier durchkomponiert.

 

In Abwandlung des Rilke-Zitats könnte man von ihr sagen: Sie ist eine Künstlerin und sie hasst das Ungefähre. Für die Hängung ihrer Bilder im Augsburger Schaezler Palais nimmt sie sich mehrere Tage Zeit – eigentlich zu viel, sagt sie selbst, aber sie brauche die Zeit einfach, bis alles stimmt.

Ellen Gronemeyer hat auch der Zeitsicht-Edition 19 ein ganz eigenes Gesicht gegeben: insgesamt 18 Motive hat sie gezeichnet und jedes der 199 Exemplare von Hand koloriert. So sind 199 Originale entstanden, denn kein Blatt gleicht dem anderen.

 

Daniel Richter hat Recht, wenn er im hauserconsulting-Interview sagt: Ellen Gronemeyer gehört in der Malerei eindeutig zu den auffallend interessanten Positionen. Sie ist sehr eigenständig, sehr ernsthaft und trotzdem erheiternd.

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