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Nès Joëssel

Daniel Knorr

Laudatio

Eröffnungsrede von Eberhard Hauser

 

Liebe Freunde der Kunst,


ich möchte Sie und euch ganz herzlich begrüßen zur 13. Verleihung des Kunstpreises Zeitsicht. In diesem Jahr haben wir nicht nur Gäste aus dem deutschsprachigen Raum, sondern auch eine bemerkenswerte Delegation aus Frankreich, der Heimat unserer diesjährigen Preisträgerin Nès Joessel.

 

Alors une cordiale bienvenue à nos amis francais – nous sommes très heureux de vous accueillir ici à Augsbourg!

 

In diesem Jahr feiern wir ein kleines Jubiläum: Vor 15 Jahren wurde der Preis als konventioneller Jurypreis ins Leben gerufen und vor 10 Jahren haben wir erstmals einen renommierten Künstler gebeten, uns einen unbekannteren Kollegen vorzuschlagen.

 

Unsere Idee dahinter war, nicht nur ein künstlerisches Werk zu ehren, sondern auch einen Blick werfen zu können auf das komplexe Beziehungsgeflecht zwischen erfolgreichen Künstlern und solchen, die es noch werden wollen. Als überwiegend psychologisch ausgerichtetes Beratungsunternehmen hat uns diese Beziehungsdimension natürlich besonders interessiert.

Den Anfang machte damals, 2007, Arnulf Rainer. Er entschied sich für Josef Hofer, einen herausragenden Vertreter des Art brut, also der oft vernachlässigten Kunst von Menschen mit psychischer Erkrankung oder geistiger Behinderung.

 

Markus Lüpertz entschied sich für seinen Assistenten, Alexandr Knych, – es war eine nicht ganz konfliktfreie Beziehung, wie sich im Lauf der Zeit herausstellte.

 

Daniel Richter dagegen schlug uns eine Künstlerin vor, die er gar nicht persönlich kannte – seine Frau hatte auf einer Ausstellung Bilder gekauft von Ellen Gronemeyer, die ihrem Mann sehr gut gefielen. Über Zeitsicht lernten sich die beiden kennen.

 

2010 war Neo Rauch in Augsburg. Er übergab den Preis an seine Meisterschülerin Mirjam Völker, deren Entwicklung er über viele Jahre begleitet hatte – und die heute selbst sehr erfolgreich ist.

Rebecca Horn ehrte mit unserem Preis nicht nur den Künstler Antonio Paucar, sondern auch sein politsches Engagement für die indigene Bevölkerung seines Heimatlands Peru.

 

Für Marina Abramovic war es klar, ihre beiden deutschen Meisterschüler Lotte Lindner und Till Steinbrenner auszuzeichnen – und sie machte keinen Hehl aus ihrer großen Bewunderung.

2015 ging der Preis erstmals nach Augsburg. Katharina Sieverding zeichnete mit dem Grandhotel Cosmopolis eine soziale Skulptur aus – und stellte sich damit ganz in die Tradition ihres Lehrers Joseph Beuys.

 

2017 nun Daniel Knorr, den spätestens seit der diesjährigen documente auch Laien kennen, als seine Rauchinstallation in Kassel und seine Müllaktion in Athen die Titelseiten der Zeitungen füllte. Wen würde er - der Querdenker und politische Poet - nun auswählen?

 

Er entschied sich für eine Künstlerin, die sich bis dahin vielleicht selbst noch gar nicht als bildende Künstlerin definiert hätte. Eine Frau, die bislang ihre Werke in ihrer Wohnung verborgen hielt und diese noch nie in der Öffentlichkeit gezeigt hatte: Nès Joessel. Wir sind stolz, dass wir die ersten sein dürfen, die diese Bilder, die Daniel Knorr so berührt haben, in einer Austellung zeigen können.

Aber lassen wir doch Daniel Knorr selbst zu Wort kommen. Er ist zwar derzeit in den USA, in Miami Beach, aber wir haben ihn auch hier... Daniel, hörst du mich?

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